Protozoen: Diarrhoe ist ein haufig vorkommendes Symptom bei einem Endoparasitenbefall der Katzen.
Verschiedenste Helminthen lassen sich bei Katzen nachweisen. So konnten bei einer Untersuchung von Kotproben von 3167 Katzen aus Deutschland bei 771 (24,3 %) Hinweise auf Endoparasiten festgestellt werden. Dabei handelte es sich hauptsachlich um Toxacara mystax (6,4 %) und Protozoen (vorwiegend Giardia spp. 12,6 %).
Neben Giardia spp. gehort auch Tritrichomonas (T.) foetus zu den Protozoen. Dieser anaerob lebende Erreger bildet keine Zysten, die Vermehrung erfolgt durch Langsteilung. Der Trophozoit ist birnenformig, hat eine undulierende Membran und ist 5.25 mm lang. Er hat einen Achsenstab, drei Geiseln und eine Schleppgeisel. T. foetus besitzt zudem keine Mitochondrien, sondern stattdessen Hydrogenosomen. Diese Zellorganellen kommen als Besonderheit bei den Trichomonaden vor und ermoglichen die ATP-Gewinnung durch anaeroben Stoffwechsel beim Abbau von Pyruvat. Im Gegensatz zu Giardia spp. besitzt T. foetus keine Mediankärper, diese Tatsache erleichtert die mikroskopische Unterscheidung zu den sonst morphologisch sehr ähnlichen Giardien.
Bisher war dieser Einzeller besonders als Erreger der Deckseuche bei Rindern bekannt, wobei der Erreger meist symptomlos beim Bullen in der Präputialschleimhaut persistiert und beim weiblichen Rind Vaginitis, Endometritis und Aborte auslöst. Inzwischen ist bekannt, dass der Erreger auch bei Katzen vorkommt und insbesondere Kolitis und Dickdarmdurchfalle verursachen kann.
Bislang wird angenommen, dass die Infektion uber Abortmaterial der Rinder und auf dem fakal-oralen Weg uber Kot anderer betroffener Katzen erfolgt. T. foetus findet sich im Darm an der Mucosaoberfläche, lasst sich jedoch auch im Darmlumen und auf den Darmzotten bis in die Lamina propria und tiefere Schichten nachweisen. Daraus resultiert in den meisten Fallen eine lymphoplasmazelluläre oder neutrophile Colitis, wodurch blutig-schleimige Durchfälle ausgelöst werden. Zusätzlich wurde festgestellt, dass bei infizierten Katzen im Laufe der Erkrankung zwar die Diarrhoe rücklaufig sein kann, der Erreger jedoch weiterhin ausgeschieden wird. Somit konnen latent infizierte Tiere ein bedeutendes Erregerreservoir fur andere Katzen darstellen.
Zu den häufigsten Symptomen bei Katzen, die mit T. foetus infiziert sind, zahlt Durchfall, meist zusammen mit einem sehr intensiven Geruch des Kotes. Teilweise sind auch Colitissymptome wie Blut- und/oder Schleimbeimengungen zu beobachten. Oft ist das Allgemeinbefinden weitgehend ungestort, die Katzen haben einen normalen Appetit und nur in wenigen Fallen Gewichtsverlust.
T. foetus lässt sich durch einen Direktausstrich von frischem Kot, durch selektive Anreicherungsverfahren, durch die PCR-Methode oder in der Mukosa des Colons durch Biopsie nachweisen.
Falls die Diarrhoe nicht therapiert wird, ist in 88 % der Falle eine spontane Normalisierung der Kotkonsistenz in einem Zeitraum zwischen fünf Monaten und zwei Jahren zu beobachten. Die Dauer bis zur klinischen Symptomfreiheit hangt vom Umfeld der Katze ab. Stresssituationen, wie z. B. durch Operationen, Medikamentengabe, Futterwechsel oder Reisen konnen erneut Diarrhoe auslosen. Häufig bessert sich die Symptomatik nach Antibiotikagabe, es kommt jedoch oft zu einem Rezidiv nach Absetzten der Medikamente.
Die Therapie einer Infektion mit T. foetus gestaltet sich verschiedenen Studien zufolge schwierig und ist auch nicht immer erfolgreich. Bei Haushalten mit wenigen Tieren bzw. mit nur einer Katze scheinen die Erfolgsaussichten am besten. Denkbar sind Faktoren wie Stress und/oder Reinfektion, die den Heilungsverlauf beeinträchtigen. Therapieversuche mit Diatfutterung, homoopathischen Rezepturen und Antibiotika eliminieren den Erreger nicht. Antibiotika aus der Gruppe der Nitroimidazole (z.B. Metronidazol, Ronidazol, Tinidazol) werden durch die Hydrogenosomen von T. foetus zu toxischen, anionischen Radikalen reduziert. Diese binden dann an Makromoleküle, vor allem an Proteine und DNA. In der Folge kommt es zur Hemmung der Protein- und Nucleinsaurebiosynthese sowie zu mutagenen und genotoxischen Effekten mit Strangbrüchen und Chromosomendefekten der DNA. Aufgrund ihres Redoxpotentials sind Nitroimidazole jedoch als potenziell kanzerogen fur den Menschen einzustufen, im Umgang mit ihnen sollten daher Handschuhe getragen werden.
Die Wirkung von Ronidazol, Tinidazol und Metronidazol wurde an drei Isolaten von T. foetus untersucht. In vitro war keinerlei Effekt von Metronidazol auf T. foetus festzustellen. Ronidazol und Tinidazol fuhrten zu einer Stagnation des Wachstums bei einer Konzentration von 0,1mg/ml. Bei Zugabe von 0,1mg/ml zeigte Ronidazol im Gegensatz zu Tinidazol noch einen inhibitorischen Effekt auf die Vermehrung von T. foetus.
Ronidazol wird in Europa bevorzugt bei Geflügel zur Therapie gehen Histomonas meleagridis (bei Puten) und Trichomanas gallinae (Gelber Knopf) sowie bei Schweinen (Treponema hyodysenteriae) eingesetzt. In einer fräheren Studie wurde uber eine Neurotoxizität von Ronidazol bei vier Katzen berichtet. Diese vier Tiere erhielten zwischen 30 und 45 mg/kg zweimal täglich über zehn bis 14 Tage. Die neurologischen Störungen zeigten sich in einem schwankender Gang, Taumeln, Zittern und Hyperasthesie. Ronidazol ist nach einer schnellen Resorption im proximalen Intestinaltrakt im Plasma bis zu 48 Stunden nach Applikation nachweisbar. Dies erklart möglicherweise die Toxizität bei Verabreichen von Ronidazol in Zwölf-Stunden-Abstanden.
Basierend auf diesen Daten ist die momentane Empfehlung fur die Therapie von T. foetus die Gabe von Ronidazol in einer Dosierung von 30 mg/kg Körpergewicht einmal täglich uber 14 Tage. Eine langfristige Kontrolle nach Therapieende ist nötig. Empfohlen wird eine Untersuchung mittels PCR ein bis zwei Wochen und 20 Wochen nach Therapieende. Asymptomatische Träger in Mehrkatzenhaushalten stellen ein hohes Reinfektionsrisiko dar. Daher sollten alle Katzen im Haushalt auf T. foetus untersucht werden und von positiv getesteten Tieren isoliert werden.
Des Weiteren sollten Koinfektionen bei einer Infektion mit T. foetus immer in Betracht gezogen werden. Zusätzliche Infektionen mit Giardia spp., Kokzidien oder Rundwürmern kommen vor und mussen entsprechend behandelt werden. Gleichzeitige Viruserkrankungen wie FeLV/FIV liegen in den meisten Fallen nicht vor.
Quelle: N. Asisi et al. (2008): Tritrichomonas foetus – ein Durchfallerreger bei Katzen. Kleintierpraxis 53, Heft 11, 688.693. © Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG